Was ist das Xanadu-System?
1960 wurde von Ted Nelson ein Hypertext-Projekt gegründet, dieses wurde nach dem legendären Ort Xanadu benannt. Es sollte ein sogenanntes Docuverse entstehen, also eine Bibliothek, welche allerhand Dokumente miteinander verknüpft.
Das Hypertext-Konzept, mit dem Inhalte aus beliebigen Objekten in ein Dokuments eingebaut werden können, ist sehr komplex. Zum Beispiel ist ein sogenannter Transklusions-Mechanismus vorgesehen. Für Xanadu war aber nicht nur die digitale Bibliothek vorgesehen, sondern auch ein Abrechnungsmodell. Dies ähnelte den neuen Versionen, nämlich dem Micropayment.
Umsetzung des Xanadu-Systems
Wegen seiner extremen Komplexität scheiterte das Xanadu-System. Es wurde nie fertiggestellt und bis zum heutigen Zeitpunkt existieren ausschließlich Prototypen. Der Erfinder Ted Nelson war technisch nicht begabt genug, um das System alleine fertigzustellen, da er selbst Philosophie an der Harvard-Universität studierte.
Die Firma Autodesk übernahm 1988 80% von XOC. Dort arbeitete Nelson weiterhin bis 1992 an seinem Xanadu-System. 1998 wurde das Projekt an die Keio Universität abgegeben und in Japan fortgeführt. Dort wurde von Ted Nelson unter anderem die sogenannte ZigZag-Datenstruktur entwickelt, welche ihm als Grundlage diente. Es wurde schließlich beschlossen, dass der Quellcode nicht mehr unter dem Namen Xanadu laufen sollte, sondern unter dem Namen Udanax. Teilweise wurde die Software, welche in einem Smalltalk-Dialekt programmiert war, im Umfang des Abora-Projektes von David Jones zu Teilen nach Java importiert. An der Keio Universität kam Andrew David Pam zu dem Projekt dazu und verwaltet bis heute die aktuellsten Entwicklungsversionen von Xanadu.
Welche Konzeption steht hinter dem Xanadu-System?
Xanadu war, wie auch das Word Wide Web, als dezentrales Speichersystem für diverse Dokumente vorgesehen. Eine absolut eindeutige Adresse sollte jedem Dokument aus dem Nelson Hypertext-Raum besitzen, dies erfolgte unabhängig vom Speicherort. Einzelne Zeichen sollten, innerhalb des Dokuments, von einer anderen Stelle adressierbar sein. Nelson stellte sich die Dokumente als Einträge in einer globalen Datenbank vor, welche nicht mehr zu löschen seien. Es sollte also die Möglichkeit bestehen, auch neue Versionen zu veröffentlichen. Allerdings werden bei diesem Vorgang die alten Versionen erhalten. Auf eine einfache Art und Weise ließ sich allerdings gut herausfinden, um welche Version es sich aktuell handelt.
Welche Folgen bringt es mit sich?
Ted Nelsons konzeptuelle Idee für Xanadu beeinflusste viele weitere Projekte:
- Entwicklung des Word Wide Web (von Tim Berners-Lee)
- Wiki-Konzept (von Ward Cunningham)
- Alle Umsetzungen des Hypertext-Konzepts bestehen aus einem Teil des Xanadu-Systems
Kritikpunkte
Nelson war einer der Ersten, der im frühen, digitalen Zeitalter bereits nach Lösungen für digitale Vergütungsprobleme suchte. So kam es, dass die Zitate, welche automatisch aktualisiert werden können, vergütet werden sollen. Somit werden sie auf ihre Echtheit geprüft und der Urheber wird im Hintergrund, ohne große Aufwände, vergütet.
„Ich würde gerne in einer Welt leben, in der es kein Copyright gibt.“ Dies ist eine Aussage von Ted Nelson. Dem zufolge entwarf er sein alternatives Modell von Copyright, nämlich „Transcopyright“. Dieses ist besonders dazu da, dass sich Nutzer gegenseitig Kleinstbeiträge wirtschaftlich übertragen können. Nelsons Idee war es also, die Dokumente in Xanadu so günstig zu halten, dass dessen Bezahlung gar nicht weiter beachtet wird.